Heuristiken

Zu Beginn der kreativen Problemlösung stehen oft nur unzureichende Informationen und begrenztes Wissen zur Verfügung. Gerade wenn es schnell gehen muss, entscheiden wir oft per „Daumenregel“ oder „Faustregel“. Oft klappt das gut. Aber es gibt auch Situationen, in denen wir damit scheitern.

Heuristik: Problemlösung für Eilige

Diese „Eilverfahren“ werden in der Wissenschaft als Heuristiken bezeichnet. Eine Heuristik ist eine Problemlösungsstrategie, durch die man auch bei eingeschränktem Wissen und wenig Zeit zu vergleichsweise guten Lösungen gelangt.

Meist liefert eine Heuristik gute Ergebnisse. Etwa wenn wir Zutaten für ein neues Kochrezept besorgen möchte: In der Regel finden wir die entsprechenden Zutaten beim Lebensmittelhändler unseres Vertrauens. Wir suchen in der Regel zunächst in den Geschäften, die uns bekannt sind und in denen wir öfter einkaufen. In den meisten Fällen finden wir die Zutaten im Sortiment. Wenn es sich jedoch um ein ungewöhnliches Gericht handelt, kann unsere Heuristik fehlschlagen – da wir zum Beispiel ein exotisches Gewürz nur bei einem Feinkost-Händler finden.

Heuristik in unserer Wahrnehmung: Es handelt sich links und rechts um denselben Fußabdruck, jeweils vertikal gespiegelt. Unsere Wahrnehmung hat eine „Licht von oben“-Heuristik. Daher erscheint der Abdruck links als Erhebung und rechts als Vertiefung.

Sobald wir Heuristiken bewusst oder unbewusst einsetzen, gewichten wir unmittelbar auch Informationen und Wissen in Bezug auf das Problem. Bei welchem Lebensmittelhändler würden Sie zuerst suchen? Wahrscheinlich haben Sie eine innere Liste von bekannten Lebensmittelgeschäften in der Nähe und stellen anhand Ihrer bisherigen Erfahrung Vermutungen darüber auf, welches Geschäft exotische Gewürze im Sortiment haben könnte. Ihre Liste wird wahrscheinlich unvollständig sein, da Sie Stammkunde bei ein paar wenigen Geschäften sind.

Wenn es neben einem Problem noch Nebenbedingungen für die Lösung gibt, können bisher eingesetzte Heuristiken versagen. Wenn Sie also zusätzlich nach dem günstigsten Händler für das exotische Gewürz suchen, werden Sie womöglich zu viel bezahlen, weil Sie keine günstigere Alternative kennen oder finden – obwohl es eine gibt (zum Beispiel ein Sonderangebot bei einem anderen Feinkost-Händler, der im Durchschnitt eigentlich teurer ist).

Hier wird also nicht die optimale Lösung gewählt. Ein Grund kann unzureichende Information sein. Eine weitere wichtige Grund dafür, dass nicht immer die beste Lösung gewählt wird, liegt in menschlichen Denken an sich: kognitiver Bias (auch: kognitive Verzerrung).

Die vier bekanntesten Heuristiken sind: Verfügbarkeitsheuristik, Repräsentativitätsheuristik, Anker- und Anpassungsheuristik sowie Simulationsheuristik.

1. Verfügbarkeitsheuristik

Die Wahrscheinlichkeitsschätzung für ein Ereignis hängt von der Abrufbarkeit von Gedächtnisinhalten ab. An häufige Ereignisse kann man sich gut erinnern. Die (manchmal falsche) Umkehrung lautet: Woran man sich leicht erinnert, kommt häufig vor. Diese Annahme wird häufig bei Schätzung von Wahrscheinlichkeiten und e nass verwendet.

Beispiel: Gab es in 2010 mehr Naturkatastrophen als in 2000?

2. Repräsentativitätsheuristik

Die Wahrscheinlichkeitsschätzung für ein Ereignis hängt von der Ähnlichkeit zu einem Beispiel für eine Kategorie ab. Diese Annahme beeinflusst die Schätzung der Wahrscheinlichkeit, ob eine bestimmte Beobachtung zu einer bestimmten Kategorie gehört.

Beispiel: Nasse Straβe – Regen oder 

3. Anker- und Anpassungsheuristik

Der erste Anhaltspunkt verzerrt nachfolgende Einschschätzungen.

Beispiel: „Hat Lyon mehr als 500.000 Einwohner?“ vs. „Hat Lyon mehr als 1.500.000 Einwohner?“

4. Simulationsheuristik

Die Vorstellbarkeit einer Beobachtung beeinflusst das Wahrscheinlichkeitsurteil.

Beispiel: Tritt häufig bei kontrafaktischem Denken auf („Was wäre gewesen, wenn… ?“)

Heuristik, kognitiver Bias und Kreativitätstechniken

Heuristiken gewichten bestimmte Informationen stärker und andere weniger. Da das Wissen und Zeit in Problemsituationen oft begrenzt ist, wird zudem häufig nur ein Teil von verfügbaren Informationen betrachtet. Neben konkreten kognitiven Verzerrungen wie sie zum Beispiel in der Liste oben zu finden sind, können damit auch Heuristiken als Bias aufgefasst werden.

Kreativitätstechniken zielen unter anderem darauf ab, kognitive Verzerrungen und „Blockaden“ abzumildern um die Offenheit für ungewöhnliche Ideen und Gedanken zu fördern. Gerade Gruppen mit verschiedenen Charakteren können sehr effektive Kreativsitzungen durchführen, da sie sich gegenseitig inspirieren und auf kognitive Verzerrungen aufmerksam machen. Ein weiterer Vorteil von kreativer Gruppenarbeit ist die, dass Informationen zusammengetragen werden, die sonst oft in den Köpfen Einzelner „versteckt“ bleibt.