„Ja, und“ statt „Ja, aber“

Zuletzt aktualisiert: 09.09.2020

"Ja, und" statt "Ja, aber"

Diese Technik ist eine Aufwärmübung für die divergente Phase, in der möglichst viele Ideen generiert werden sollen. Die Ideen sollen in dieser Phase noch nicht bewertet werden: Quantität geht vor Qualität!

Diese Übung kann schnell durchgeführt werden. Ziele dieser Übung sind:

  1. Verdeutlichung des Unterschieds zwischen offenem, divergentem und gradlinigem, konvergentem Denken
    Die Teilnehmer erfahren, wie Zusammenarbeit (oft) zu konstruktiven, relativ gut entwickelten Ideen führt gegenüber einer isolierten, individuellen Problemlösungsstrategie.
  2. Förderung von aktivem Zuhören und Aufgreifen von Ideen anderer Teilnehmer
    Die Teilnehmer erfahren, dass aktives Zuhören und das Aufbauen auf den Ideen anderer sehr konstruktiv ist und das Auftreten von interessanten, facettenreichen Einfällen fördert.
  3. Förderung des Bewusstseins über die Wirkung von Formulierungen
    Die Teilnehmer erfahren, wie einzelne Wörter unsere Denkhaltung verändern können („aber“ vs. „und“).

Vorgehen

Ein Moderator stellt die Gruppe vor ein echtes oder fiktives Problem und fordert von jedem Teilnehmer eine Idee. Dabei kann die Aufgabe für die Teilnehmer gerne auch so formuliert werden, dass die Gruppe das Problem gemeinsam zu lösen hat. Der Moderator ruft die Teilnehmer der Reihe nach auf und fordert unter moderatem Zeitdruck jeweils eine Idee von den Teilnehmern. Der Moderator stellt die Frage insgesamt in zwei Runden. In der ersten Runden werden die Teilnehmer aufgefordert, ihre Wortmeldung zu ihrer Idee mit den Worten „Ja, aber“ zu beginnen. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme und Diskussion über den Erfolg der Ideengenerierung in der ersten Runde, startet der Moderator die zweite Runde. Die Teilnehmer sollen nun ihre Ideen mit den Worten „Ja, und…“ beginnen und auf der Idee ihres Vorredners aufbauen. Typischerweise läuft diese Runde deutlich schneller ab und die entstehende, gemeinsame Idee ist deutlich reichhaltiger als die vereinzelten Gedankensplitter aus der ersten Runde.

Der Übungsablauf und -erfolg lässt sich zwar nicht vorhersagen, in der Praxis funktioniert diese Übung jedoch meistens sehr gut.

Beispielsitzung

1. Problemstellung & „Ja, aber“

Moderator: „Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben seit wenigen Tagen eine neue Kollegin. In Ihrer Firma ist es üblich, dass neue Kollegen mit einem gemeinsamen Ausflug und/oder Veranstaltung begrüßt und in das Team integriert werden. Leider ist die Sekretärin, die eigentlich für die Organisation dieser Ausflüge verantwortlich ist, kurzfristig erkrankt. Nun wurden Sie damit beauftragt, bis Ende der Woche einen Ausflug zu organisieren. Die erkrankte Sekretärin ist für ihre kreativen, abwechslungsreichen Ausflüge und Veranstaltungen bekannt. Sie möchten die Kollegen nicht enttäuschen. Ich hätte nun gerne von jedem Einzelnen von Ihnen eine Idee. Ich beginne mit einer Idee und anschließend äußert jeder von Ihnen nacheinander bitte laut Ihre Idee. Die einzige Bedingung ist, dass Sie mit den Worten „Ja, aber…“ an Ihren Vorgänger anschließen. Wir beginnen links. Meine Idee ist: Wir könnten eine Kostümparty veranstalten.“

Teilnehmer 1: „Ja, aber… wir könnten stattdessen zum Italiener gehen.“

Teilnehmer 2: „Ja, aber… wir … könnten gemeinsam zum Kegeln gehen.“

2. Kurze Zwischendiskussion über den Erfolg der ersten Runde

3. Runde 2: „Ja, und“

Moderator: „Nun beginnen wir von vorne. Die einzige Änderung ist, dass Sie bitte mit „Ja, und“ auf Ihren Vorredner antworten. Ich beginne erneut und wir gehen wieder im Uhrzeigersinn durch die Runde. Meine Idee ist: Wir könnten ein selbstgemachtes Improvisationstheater organisieren.“

Teilnehmer 1: „Ja, und wir könnten zusätzlich noch Powerpoint-Karaoke durchführen.“

Teilnehmer 2: „Ja, und außerdem gehen wir dafür in den Stadtpark und machen dort ein Picknick. „